Produkt 10/35
Das Geschwister des 15-Jährigen Mahmoud überrascht diesen, als es ihm sagt, dass es sich wie ein Mädchen fühlt. Mahmoud unterstützt diese daraufhin, auch wenn er erst einmal Angst hat, wie die Eltern und der Onkel, der gerade aus Pakistan zu Besuch ist, reagieren werden. Zwar wird das trans* Mädchen im Buch lange mit Pronomen er und Namen Ali bezeichnet - erst gegen Ende ändert sich das - doch nehmen Mutter und Onkel und nach einigem Widerstand auch der Vater Alia so herzlich als Tochter an, dass ich das Buch gerne gelesen habe. Der Text spiegelt die oft herrschende Ahnungslosigkeit von Begrifflichkeiten wieder und so ist die Rede vom „falschen Körper“, „sich fühlen als“ und „Geschlecht wechseln“. Doch Mahmoud recherchiert und lernt, dass es sich „indentifizieren“ heißt, auch wenn er diesen Begriff noch nicht so recht annehmen kann, akzeptiert er seine Schwester wie sie ist und lernt u. a. über Hormonblocker. Die Mutter ist zunächst enttäuscht, dass Ali ihr das nie gesagt hat und sagt, sie dachte, „das wächst sich schon aus, wenn er älter wird“, und sagt, sie habe es „nicht ernst genommen“, kämpft dann aber sehr energisch beim Vater darum, dass dieser seine Tochter als Tochter annimmt. Der gibt schließlich zu, dass er „voll Schiss davor [hat], was seine Familie und die Leute bei der Arbeit sagen werden, wenn sie rauskriegen, dass sein Sohn verwirrt ist.“ Tatsächlich reden seine Arbeitskollegen von Krankheit und davon, dass die Eltern um Vergebung bitten müssten. Doch Vater und Onkel weisen die Kollegen wütend zurecht. Und ja, zu allem Überfluss wird Alias Identifierung mit ihren Interessen, die typisch Mädchen seien, gleichgesetzt. Gleichzeitig ist es schön, zu lesen, dass Mama ihr das Schminken beibringt und Papa zusammen mit ihr Filme begeistert schaut, für die er sich zuvor nicht interessiert hat. Wie in vielen Büchern werden auch hier immer mal ableistische Begriffe wie Idiot verwendet - ohne diese wäre meiner Ansicht nach das Buch nicht weniger authentisch. Insgesamt würde ich das Buch daher eher für gemeinsame Diskussionen zum Thema empfehlen. Eine weitere lesenswerte Rezi gibt es hier.
Verlagsbeschreibung:
Die Jugendbuch-Sensation aus Norwegen!
Es sind Sommerferien und der fünfzehnjährige Mahmoud stellt sich auf lange Tage außerhalb seines Plattenbau-Viertels am Rand von Oslo ein. Norwegische Norweger verreisen in den Sommerferien, aber was machen mittellose Ausländer? Doch dieser Sommer wird anders. Denn die Familie erhält Besuch von Onkel Ji aus Pakistan und Mahmoud soll ihm die Stadt zeigen. Onkel Ji ist fasziniert von dem fremden Land, doch dann beginnt auch er sich zu fragen, ob mit Ali, Mahmouds kleinem Bruder, etwas nicht stimmt. Denn Ali spielt mit Puppen und benimmt sich nicht so, wie ein Pakistani-Junge sich benehmen sollte …