Psychotherapeutische Arbeit mit trans* Personen

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Eine längere Rezi von Anton von trans*fabel findet Ihr unter folgender Verlagsbeschreibung:

 

Handbuch für die Gesundheitsversorgung

Wie können trans* Personen vor, während und nach ihrer Transition respektvoll und kompetent im Gesundheitssystem beraten und in der Psychotherapie begleitet werden? Durch die Vielfalt von Genderidentitäten, -ausdrucksweisen und Erfahrungen der Behandlungssuchenden treffen TherapeutInnen auf ein großes Spektrum von Bedürfnissen, denen sie nur unvoreingenommen gerecht werden können. Dieses Buch hilft bei diesen Anforderungen, indem es die psychosozialen und medizinischen Grundlagen darstellt. LeserInnen bekommen nicht nur einen Überblick über die aktuellen Versorgungsstandards und -möglichkeiten im Bereich der Psychotherapie bei Transsexualität. Das Buch rückt auch die Perspektiven unterschiedlichster Trans*Lebensweisen in den Vordergrund, sodass ein Dialog auf Augenhöhe möglich wird.

 

Ein Handbuch nicht nur für Psychotherapeut*innen: Für eine sichere und partizipative Gesundheitsversorgung von trans* Personen

In den letzten Jahrzehnten hat sich in der Gesundheitsversorgung von trans* Personen viel geändert: was medizinisch machbar ist, was Krankenkassen übernehmen, was es an Beratungsangeboten gibt. Doch immer noch stoßen trans* Personen, wenn sie sich an Gesundheitsversorger*innen wenden, auf Hürden und Barrieren. Auf Kriterien, die sie erfüllen müssen. Auf für die Behandlung irrelevante und unethische Fragen. Auf Vorurteile und Ahnungslosigkeit der Behandler*innen und des Personals. Und zwar sowohl bei trans*-spezifischen Behandlungen wie auch bei Krankheiten, Verletzungen oder Krankheitsvorsorge.

Deshalb gibt es nun ein Handbuch von Mari Günther, Kirsten Teren und Gisela Wolf, die selbst trans* bzw. gendernonkonform sind und alle drei therapeutisch mit trans* und queeren Menschen arbeiten. Titel: Psychotherapeutische Arbeit mit trans* Personen. Ziel des Buchs ist es, „das Gesundheitssystem zu einem sicheren Ort für trans* Personen zu machen“ und auf eine „bestmöglich[e], fachkompentent[e] und diskriminierungsfrei[e]“ Gesundheitsversorgung hinzuarbeiten (S. 15). Dabei geht es darum, trotz der Machtgefälle, Stigmatisierungen, abverlangter Diagnosen und Gutachten, die Gesundheitsbehandlung auch jetzt schon möglichst sicher und transparent zu gestalten – und zwar, wie die Autor*innen betonen, gemeinsam mit trans* Klient*innen mittels einer (im Buch ausgeführten) partizipativen Entscheidungsfindung und Evaluation.

Fallbeispiele und Lösungsmöglichkeiten

Zur Verdeutlichung, wie dies gehen kann, und um auf verschiedene Problemlagen aufmerksam zu machen, präsentieren die Autor*innen vielfältige Situationen, die trans* Personen im Alltag erleben, mit Fallbeispielen und Lösungsmöglichkeiten. Unter anderem werden die Themenfelder Beziehungen, Sexualität sowie Trauer, Scham und Schuldgefühle unter trans*spezifischen Aspekten beleuchtet. Doch auch bei Problemen, die zunächst nicht trans*spezifisch erscheinen, wie Essstörungen, muss geprüft werden, ob sie Folge von gesellschaftlichen Reaktionen auf Trans* sind. Denn psychische Erkrankungen, die „als Folge von Diskriminierungs-, Gewalt- und Depriviligierungserfahrungen“ (S. 265) entstanden sind, verbessern sich häufig durch Transitionsbehandlungen. Wichtig sind auch die Hinweise der Autor*innen auf negative Folgen von Nicht-Transitionsbehandlungen, die im Gegensatz zu möglichen negativen Folgen von Transitionsbehandlungen sonst meist vernachlässigt werden.

Bei Störungen, die unabhängig von einer trans* Identität vorliegen, wird besprochen, wie und wann trans* Behandlungen für diese Klient*innen stattfinden können, statt sie, wie häufig der Fall, rundheraus abzulehnen. Und es wird nahegelegt, wie trotz gewisser Systemzwänge gemeinsam mit Klient*innen ein Weg gesucht werden kann, der möglichst selbstbestimmt ist. Z. B. kann, wenn eine Person eine Mastek aber keine Psychoberatung möchte, gemeinsam ein „niedrigschwelliges und niederfrequentes Therapieangebot zur Erfüllung der Kriterien“ überlegt werden (S. 212). Denn natürlich ist, wie die Autor*innen betonen, trans* an sich kein Grund für eine Therapie, auch bei Kindern nicht.

Längst überfällige Qualitätskriterien

Neben Alltagsproblemen im Privat- und Berufsleben nehmen die Autor*innen auch Diskriminierung und Ignoranz im Gesundheitssystem unter die Lupe. Anhand mehrerer Fallbeispiele veranschaulichen sie negative Erfahrungen von trans* Klient*innen mit Gesundheitsbehandler*innen verschiedener Professionen, einschließlich solcher, die am Transitionsprozess beteiligt sind. Da genügt es eben nicht, nur das Handwerk zu beherrschen und zum Beispiel aus rein medizinischer Sicht in der Lage zu sein, eine Mastek durchzuführen.

Daher präsentieren die Autor*innen „Qualitätskriterien für die Prüfung der Zugänglichkeit von Institutionen im Gesundheitswesen für trans* Klient*innen“ (S. 304), und für Gutachter*innen wurden, da es für diese „keine aussagekräftigen Qualifikationskriterien“ gibt und es deshalb „zu diskriminierendem und übergriffigem Geschehen“ kommt, Qualitätsstandards erstellt (S. 316/7).

Diese Qualitätskriterien können nicht nur Therapeut*innen dabei helfen, ihre Klient*innen in ihrer Suche nach den richtigen Kliniken und Behandler*innen zu unterstützen. Sie sind auch wichtig für Kliniken und Behandler*innen, um selbst aktiv zu werden und Maßnahmen zu ergreifen, um ein sicherer Ort für trans* Behandlungssuchende zu werden. Und schließlich auch für trans* Personen, damit diese sich selbst ein Bild machen und Behandler*innen und Gesundheitsinstitutionen informiert auswählen können.

Neben diesen Qualitätskriterien und der oben erwähnten partizipativen Entscheidungsfindung sind andere Teile des Buchs ebenfalls für einen weiteren Kreis an Behandler*innen relevant.

Wissensaneignung, Selbstreflexion und Kollaboration

Das Buch gibt u. a. Einblicke in Verständnisse von Trans* – gemäß Eigendefinitionen sowie innerhalb der Medizin und Psychologie –, in respektvolle Sprache und in Entwicklungsprozesse von Geschlechtsidentitäten. Außerdem präsentiert es einen geschichtlichen Überblick über Behandlungsrichtlinien für trans* Personen; samt dem seit ca. 2010 stattfindenden „Paradigmenwechsel von einem rigiden normierenden psychopathologisierenden Konzept hin zu einem selbstbestimmten fluiden Verständnis von Geschlechtervielfalt“ (S. 44), zu dem auch dieses Buch beitragen dürfte. Denn natürlich ist, wie die Autor*innen anmerken, das TSG weiterhin reformierbedürftig.

Lesen allein reicht jedoch nicht aus. So werden Behandler*innen zu Selbstreflexion angeregt sowie zu einer „Wertefreiheit [...] hinsichtlich trans*normativer Vorstellungen“ (S. 197), zu Kontaktaufnahme und Austausch mit trans* Communities und dazu, sich mit Kolleg*innen zu vernetzen und mit diesen zu kollaborieren, auch solchen aus anderen Professionen. Dadurch könnten z. B. Therapeut*innen gegenüber Kolleg*innen die „Belange und Bedarfe der behandlungssuchenden trans* Personen“ kommunizieren und Klient*innen „die unterschiedlichen Diskurse und Interessen innerhalb der Berufsgruppen“ verständlich machen (S. 190). Und schließlich wäre es wünschenswert, dass viele der im Buch behandelten Themen Einklang in Berufsausbildungen im Gesundheitsbereich finden.

Transitionsabläufe und Fazit

Zu guter Letzt legt das Buch die Abläufe bei einer körperlichen und rechtlichen Transition dar und formuliert Grundsätze im Umgang mit Formalitäten wie Indikationen, Befundberichten und Stellungnahmen. Die rechtlichen Themen wurden aus Platzgründen auf zwei Thematiken beschränkt: die Änderung von Namen und Personenstand und – was sehr wichtig ist und oft zu kurz kommt – aufenthaltsrechtliche Verfahren. Da vor allem dies und die obengenannten Qualitätskriterien für trans* Behandlungssuchende hilfreich sein können – das Buch jedoch wegen seines Umfangs nicht gerade preiswert ist – wäre es empfehlenswert – in Communityeinrichtungen ein Präsenzexemplar für Besucher*innen bereitzuhalten. (Rezi von Anton)

 

Diese Rezension ist auch in der ersten Ausgabe des online Magazins t-point erschienen. Klickt dort auf „Unsere Präsenz“. Titel der Rezi: „Für eine sichere und partzipative Gesundheitsversorgung von trans* Personen - Ein Handbuch nicht nur für Psychotherapeut_innen“

 

Weitere Bücher von und mit Mari Günther, Kirsten Teren und Gisela Wolf findet Ihr hier.

  • Text/Illustrationen: Mari Günther, Kirsten Teren, Gisela Wolf
  • Softcover, 355 Seiten
  • Sprache: Deutsch
  • 15,1 x 23 cm
  • Verlag: Ernst Reinhardt GmbH & Co KG
  • ISBN: 978-3-497-02881-8
  • Produktnummer: SB-978-3-497-02881-8
  • 2 Stück auf Lager


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